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Donnerstag, 12. März 2015

Fernweh lässt grüßen: ab nach Marokko!




Er steht auf "ON" - mein Fernwehmodus. Ich hab vergeblich versucht, ihn in die andere Richtung zu drücken. Sonne tanken auf dem Balkon, dem Zwitschern der Vögel lauschen oder die ersten Schmetterlinge in diesem Jahr begrüßen. Nichts hat geholfen! Nada. Niente. Ich muss in die Sonne! Jetzt! Sofort! So sehr ich den Winter und Schnee liebe: die ersten Frühlingstage lassen meinen Körper nach MEHR schreien. Lange genug musste ich auf Vitamin D in Form von Sonne verzichten. Der Nebelschleier hat sich nämlich hartnäckig gehalten, hier in Ulm.

Und weil es bis zum Sommerurlaub noch ein paar Wochen (oder eher Monate! HILFE!) sind, muss ein gedanklicher Abstecher her. Deshalb nehme ich euch heute mit auf einen Roadtrip durch Marokko. Vor zwei Jahren sind der Herzensmensch, meine Herzensdame, wiederum ihr Lieblingsmensch, ein weiterer Freund und ich in den Flieger gestiegen und nach Afrika geflogen. Um das Land der tausend Gewürze und Farben mit dem Auto zu erkunden.

Falls ihr schon einmal in Marokko wart, werdet ihr verstehen, warum ich mich in dieses Land verliebt habe. Falls ihr noch nicht dort wart: tut es! Allein Marrakesch lohnt sich für ein verlängertes Wochenende. Wer länger Zeit hat, dem empfehle ich, auch einen Abstecher an die Küste zu machen. Und ins Landesinnere.





Marokko bietet durch seine zahlreichen Facetten so unglaublich viel Abwechslung wie (fast) kein anderes Land. Wer auf Kultur steht, kommt in den Städten voll auf seine Kosten. Wander- und Trekkingfreunde werden sich in das Atlasgebirge verlieben und wer Lust auf ein sandiges Abenteuer in der Sahara hat, ist in Marokko genau richtig. Einzig und allein Badeurlauber werden vielleicht etwas enttäuscht sein, da der Atlantik nicht unbedingt zum stundenlangen Baden einlädt. Am Strand liegen kann man hier aber durchaus. Und sich kurz im Wasser erfrischen sowieso.

Gestartet sind wir also in Marrakesch. Dort haben wir die ersten Tage in einem tollen Hostel mitten in der Stadt genossen, bevor wir uns ein Auto gemietet haben und Richtung Norden gefahren sind. Die Ouzoud-Wasserfälle im Landesinneren waren unser erstes Ausflugsziel. Dort sind wir den nicht-touristischen Weg nach unten gelaufen, um dann die herrliche Landschaft zu genießen. Ich kann euch empfehlen: wählt die Route rechts der Wasserfälle. Im Gegensatz zu dem Weg, der links vorbeiführt seid ihr hier ungestört und fernab der Touristenströme unterwegs. Ihr könnt im Wasser baden, von den Wasserfällen springen (also den kleinen, die sich ein Stückchen flussabwärts befinden) und ganz entspannt die Landschaft genießen.





Am Abend haben wir uns dann dazu entschieden, ohne Zwischenstopp in Marrakesch nach Essaouira zu fahren. Auf dem Weg dorthin haben wir noch in einem einheimischen Restaurant zu Abend gegessen. Ich bin ja ein absoluter Freund von Straßenständen. Und halte sehr wenig von touristischen Restaurants. Deshalb bin ich auch nach Afrika geflogen. Um das wahre Marokko kennenzulernen. Und auch wenn unsere Französisch-Kenntnisse echt bescheiden waren - für leckeres Essen hat's immer gereicht. Statt drei großen Tajines haben wir zwar einmal 13 bestellt - was sich recht schnell aufgeklärt hat, geschmeckt hat's aber immer. Sehr gut sogar. Und mein absoluter Favorit, was Tajine angeht, war wirklich diese, die wir am Straßenstand irgendwo im Nirgendwo zwischen den Wasserfällen und Essaouira gegessen haben. Mit Fleisch, getrockneten Pflaumen, Mandeln und allerhand Gewürzen. Ich hätte mich reinlegen können, so lecker war's!





In Essaouira haben wir in einem total schnuckeligen kleinen Hotels übernachtet. Gefrühstückt wurde immer auf der Sonnenterasse, in die wir uns so verliebt haben, dass wir einfach mal ein paar Tage geblieben sind, um die Seele baumeln zu lassen.

Und auch sonst hat Essouira viel zu bieten. Da gibt es zum einen die tolle Altstadt mit den zahlreichen Künstlerläden. Ich liebe es ja, den Handwerkern über die Schulter zu schauen und könnte stundenlang neben ihnen sitzen und ihre Handgriffe beobachten. Zu Schade, dass ich wirklich kein Wort französisch spreche...





Auch der Fischmarkt ist einen Ausflug wert. Morgens kann man dort das rege Treiben beobachten und anschließend in einem der vielen Restaurants seine Fische aussuchen, grillen lassen und anschießend genießen.

Direkt in der Altstadt findet jeden Tag ein Markt statt, wo man allerhand Leckereien bekommt. Frisches Brot, unfassbar viele verschieden Sorten Oliven - ich war im Himmel! An einem Abend haben wir mit den zwei Betreiberinnen unseres Hotels Couscous gemacht, am nächsten dann landestypische Tajine. Definitiv ein super Erlebnis! Ein Kochkurs direkt „zu Hause“ – unbezahlbar.






Von Essaouria ging es anschließend an der Küste entlang Richtung Taghazout, einem kleinen Surferörtchen in der Nähe von Agadir. Noch in Essaouria haben wir ein Pärchen kennengelernt, welches zuvor in Taghauout war. Und so sind wir zufällig an ein Apartment direkt am Strand gekommen. Genial! Noch dazu neben dem wohl besten Restaurant - dem L'Auberge - in ganz Taghazout. Dort haben wir teilweise den halben Tag verbracht, weil es einfach irre gemütlich und super lecker war.




In Taghazout kann man gut surfen, baden oder einen Ausflug in das nah gelegene Paradise Valley machen. Dieses stand ganz weit oben auf unserer "To Do"-Liste. Ich bin bei meiner Urlaubsrecherche ganz zufällig darauf gestoßen, hab die Fotos gesehen und wusste: da will ich hin. Und wir wurden nicht enttäuscht. Paradise Valley - mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Eine Oase mitten im Grünen, Palmen, Wasser, Klippenspringen. Definitiv einen Abstecher wert. Wir sind sogar den ganzen Tag dort geblieben. Ich würde euch lediglich empfehlen, genügend Verpflegung mitzunehmen. Denn dort gibt es (glücklicherweise, wie man sagen muss) keinen Kiosk oder so. Natur pur! Man muss auch ein Stück wandern, alles aber in Flip-Flops gut machbar.






Von Taghauzout aus ging es zurück nach Marrakesch - meinen Lieblingsmenschen verabschieden. Im Gegensatz zu uns hat er nur zwei Wochen Urlaub bekommen, also haben wir ihn am Flughafen abgeliefert, die Miete für unser Auto verlängert, um dann Richtung Sahara bzw. Erg Chebbi aufzubrechen. Auf dem Weg nach Merzouga sind wir noch einen Tag in Quarzazate geblieben. Dort befindet sich die alte Ruinenstadt Ait-Ben-Haddou. Die wollten wir uns natürlich anschaun.





Wir haben etwas außerhalb in einem kleinen Hotel gewohnt, sind zum Abendessen in die Stadt gefahren und haben dort zufällig jemanden kennengelernt, der uns eine 3-tägige Kameltour organisiert hat. Zuerst dachten wir, er will uns Touris was aufschwätzen. Klar! Nachdem wir aber schon im Vorfeld recherchiert haben - auch um herauszufinden, was eine Tour kostet - kam uns sein Angebot sehr fair vor. Wir wollten zum Beispiel eine Tour nur für uns. Ohne zehn weitere Touris im Schlepptau. Außerdem hab ich gelesen, dass bei vielen Angeboten die Getränke nicht mit inbegriffen sind. Und klar, wenn man da dann steht, mitten in der Wüste und es zum nächsten Supermarkt ein paar Kilometer sind, dann kauft man die Flasche Wasser halt für fünf Euro. Bleibt einem ja nichts anderes übrig.





So haben wir also die Tour gebucht und wurden am Ende nicht enttäuscht. Wir haben den üblichen Preis für eine Tour gezahlt, in der wir unter uns waren, einen eigenen Guide dabei hatten (inklusive Kamelführer) und massig zu Essen.

Im Nachhinein muss ich echt zugeben: ich hatte Respekt vor dieser Tour. Drei Tage lang auf dem Rücken eines Kamels, nur Sand um einen herum und die unendliche Weite. Darauf muss man sich einlassen. Um es anschließend in vollen Zügen zu genießen. Soviel Stille und Zeit zum Nachdenken sollte ich so schnell nicht wieder bekommen, wie ich im Nachhinein feststellen musste. Man konnte dort wirklich abschalten und einfach mal alles um sich herum vergessen.

Wir sind gegen Nachmittag also zusammen mit unserem Guide, den wir beim Abendessen kennengelernt haben, Richtung Merzouga gefahren. Dort kamen wir an einem Hotel an, welches einfach nur traumhaft war. Ich dachte echt, ich bin im Märchen. Ein Tempel, mitten in der Wüste. Wenn man durch die mondäne Eingangshalle gegangen ist, kam man hinten raus direkt auf eine Terrasse mit riesigen Pool und Blick auf die Dünen.




Wir haben also unsere Sachen gepackt, die Kamele gesattelt und sind direkt losgezogen. Nach ein paar Stunden haben wir unser Camp inmitten der Wüste erreicht. Mehrere Zelte und drei Betten unter freiem Himmel. Unvorstellbar. Atemberaubend. Traumhaft. 

Es gab super leckeres Essen (Wahnsinn, was unser Koch da irgendwo im Nirgendwo gezaubert hat) wir sind auf die Dünen geklettert, haben die Aussicht genossen und sind später todmüde ins Bett gefallen. Mit freiem Blick auf den Sternenhimmel, versteht sich.

Am nächsten Morgen ging es auf dem Rücken unserer Kamele weiter. Nach mehreren Stunden sind wir an einer Lehmhütte angekommen, wo wir schon von einem Beduinen erwartet wurden. Dort haben wir eine Art Calzone-Pizza gegessen, die in einem Erdloch gebacken wurde. Total abgefahren. Oben drauf hat der gute Herr Feuer gemacht und die Pizza einige Minuten später dann wieder ausgebuddelt. Mega knusprig. Super lecker. Was für ein Erlebnis.

Gegen späten Nachmittag haben wir dann den Rückweg angetreten. Und so schön die Einsamkeit inmitten der Sahara war: als ich gesehen habe, dass wir in einer Oase, die einem Camp für Sahara-Touris glich, übernachten würden, hab ich mich total gefreut. Es war echt ein komisches Gefühl. Aber zwei Tage und eine Nacht in der Sahara hat für meinen Geschmack gereicht. Was vielleicht auch daran lag, dass mein Lieblingsmensch nicht dabei war. Als ich jedoch die teils riesen Gruppen gesehen habe, die nach und nach angekommen sind, war ich wiederum froh, dass wir die zwei Tage unter uns waren. Teilweise waren da nämlich zwanzig Kamele aneinander gebunden, mit jeweils ein- bis zwei Menschen oben drauf. Das hat für mich schon nichts mehr mit „Abschalten in der Wüste“ zu tun. Das ist einfach nur Massentourismus.

Unseren letzten Abend in der Erg Chebbi haben wir dann also in einem kleinen Zelt genossen – das Camp war zum Glück groß genug, dass man sich dennoch aus dem Weg gehen konnte. Am nächsten Morgen sind wir dann auf dem Rücken unserer Kamele zurück zum Hotel geritten. Und ich kann euch eines sagen: noch nie hab ich mich so sehr auf eine Dusche gefreut.




Was dann folgte, war eine super spontane Entscheidung. Denn unser nächstes Ziel hieß tatsächlich Chefchaouen. Ich hatte im Vorfeld viel über die blaue Stadt im Norden Marokkos gelesen, aber nie damit gerechnet, dass wir tatsächlich dort hinfahren. Denn von der Wüste aus waren es gut 700 Kilometer. Auf afrikanischen Straßen eigentlich eine Tortour. Aber wir wollten unbedingt hin und deshalb haben wir die lange Reise auf uns genommen. So sind wir also nach der Dusche und einem stärkenden Frühstück ins Auto gestiegen und Richtung Chefchaouen aufgebrochen. 

Nach drei Tagen im Sand hat mich die wunderbare Landschaft des Atlasgebirges total geflasht. Mehrmals haben wir am Straßenrand angehalten, sind ausgestiegen und haben nur noch gestaunt. So viel Grün! So viele Störche! Und so schöne Natur!






Von morgens bis abends waren wir also im Auto unterwegs - haben zahlreiche Kaffee- und Essenspausen eingelegt und uns die Beine vertreten. Als wir dann völlig k.o. mitten in der Nacht in Chefchaouen angekommen sind, war ich sooo glücklich. Denn es war definitiv die richtige Entscheidung, dass wir diese Route auf uns genommen haben. Und genau deshalb liebe ich Roadtrips: man ist unabhängig. Und super flexibel! Und auch wenn ich anfangs gezweifelt habe, ob es sich für mich lohnt, die weite Strecke mitzufahren für die paar Tage, die mir noch geblieben sind, kann ich im Nachhinein sagen: es war mit die beste Entscheidung während unseres Urlaubs. Das kleine, schnuckelige Städtchen im Norden ist schlichtweg: umwerfend. Ich hab mich total verliebt.





Chefchaouen ist total vielseitig. Auf der einen Seite hat man die verschiedenen Sehenswürdigkeiten, man kann völlig entspannt durch die kleinen Gassen schlendern oder in einem der vielen Cafés einfach nur abhängen. Wer aktiv sein möchte, hat hier die Möglichkeit dazu. Rund um das kleine Städtchen in den Bergen kann man super gut wandern. Ein (oder zweimal?) pro Woche findet ein großer Markt statt. Von Obst über Gemüse, frische Backwaren bis hin zu allerlei Krimskrams - das Angebot ist riesig. Und ich bin mir sicher: hier wird jeder fündig!





Da meine Herzensdame und ihr Lieblingsmensch noch eine Woche länger als ich unterwegs waren, bin ich drei Tage später mit dem Bus von Chefchaouen nach Casablanca gefahren und von dort mit dem Zug nach Marrakesch. Klingt nach einem Horror-Trip – war aber eigentlich total entspannt. Die Busfahrt verging super schnell, da ich ein paar amerikanische Backpacker kennengelernt habe (endlich konnte ich mich mal mit jemandem unterhalten :-P ) und auch die Zugfahrt war echt angenehm. Glücklicherweise hab ich am Busbahnhof in Casablanca ein total nettes marokkanisches Pärchen kennengelernt, welches mit zum richtigen Bahnhof gefahren hat. Ansonsten hätte ich meinen Zug verpasst und die ganze Reise wäre wahrscheinlich nicht so angenehm und reibungslos verlaufen.






In Marrakesch hab ich dann unser Hostel angesteuert, in dem wir auch am Anfang schon übernachtet haben und einen Platz auf der Dachterrasse ergattert. Da kostet die Übernachtung gerade mal drei Euro. Nix!

Am nächsten und zugleich letzten Tag bin ich dann nochmal shoppen gegangen, hab fleißig Teller und Schüsseln gekauft, war im Café Earth (kann ich euch total empfehlen, allerdings gibt es zwei davon in der Medina von Marrakech - das eine ist definitiv schöner als das andere) essen und hab den letzten Abend mit anderen Backpackern im Hostel ausklingen lassen.

Insgesamt muss ich sagen: Marokko war ein Traum. Kurz vor dem Start meines dreiwöchigen Abenteurs hab ich (wie fast immer) kurz mal Panik bekommen. Wird alles gut gehen? War es die richtige Entscheidung, in dieses Land zu fliegen? Hätte, wäre, würde… Die üblichen Fragen sind mir durch den Kopf geschwirrt. Völlig normal für mich.

Am Ende hat mich das Land im Norden Afrikas sowas von begeistert, dass ich jederzeit wieder hinfliegen würde. Allein Marrakesch ist einen Trip wert.

So. Und nach diesem (doch etwas länger gewordenen) Abstecher ins Land von 1.000 und einer Nacht ist er zumindest ein klein wenig gestillt, mein Drang nach der Ferne. Deshalb genieß ich die Zeit, bis wir Ende Mai nach Indonesien fliegen einfach mal auf dem Balkon und gewöhn mich schon mal an die Sonne. In der Stadt des Nebels wohl nicht die klügste Entscheidung. Aber einen Versuch ist es wert. Heute zumindest hat sie sich durchsetzen können. Und deshalb werde ich gleich mal auf den Balkon wandern. Und meinen Kopf in die Sonne strecken.

Ich mach mich dann mal auf den Weg…

Eure fressraupe

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